Erfahrungsberichte

"Bye Bye Baby Bubble"

Als bei unserer Tochter eine Hüftdysplasie diagnostiziert wurde, konnten wir mit dem Begriff erstmal nicht viel anfangen. Noch viel weniger konnten wir uns vorstellen, was in den darauf folgenden Monaten auf uns zu kam.  Man diagnostizierte auf der rechten Seite einen Hüfttyp 2a und auf der linken Seite eine Typ 3 Hüfte (Luxation). 

Da eine Hüftluxation mit keiner regulären Spreizschiene etc. behoben werden kann,  wurden wir für zwei Wochen stationär aufgenommen. Das Ziel war nun erst einmal das luxierte linke Hüftgelenk wieder in die Hüftpfanne zu "schieben". Zur Umsetzung dieses Vorgehens wurde unsere Tochter in eine "Overhead-Extension" gelegt.  Eine Overhead-Extension ist eine vorbereitende Behandlung, in der die Sehnen und Muskeln gedehnt werden. Unsere Tochter wurde für 14 Tage in einem Bett fixiert und Gewichte an ihren Beinchen befestigt (10% des Körpergewichts) um die Streckung der Sehnen und Muskeln zu fördern. Innerhalb der 14 Tage durften wir unsere Tochter nicht aus dem Bett nehmen und mussten sie im Liegen füttern und wickeln.

Insbesondere die ersten drei Tage waren für sie extrem anstrengend, da sie sich mit der neuen Umgebung und der ausschließlichen Liegeposition anfreunden musste. Zusätzlich kamen Herausforderungen wie Bauchweh und ein aufgeblähter Bauch auf sie zu, da sie nicht mehr in der Lage war ein "Bäuerchen" zu machen. Für uns, als Eltern, war diese neue Situation psychisch und physisch sehr herausfordernd, das eigene Kind für so viele Tage nicht auf den Arm nehmen zu können und ihr diese schwere Aufgabe nicht abnehmen zu können, war frustrierend. Die Tage im Krankenhaus waren sehr monoton, wir verbrachten die überwiegende Zeit neben dem Bettchen unserer Tochter und bespaßten sie mit bunten und quietschendem Spielzeug. Unsere Tochter war zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung, mit knapp zwei Monaten gewöhnte sie sich relativ schnell an das konsequente Liegen im Bett.

Nach 14  anstrengenden Tagen wurde dann endlich die geschlossene Reposition durchgeführt. Unsere Tochter wurde morgens (nüchtern) aus ihrem Bett genommen und für den Eingriff vorbereitet. Für ca. 1 Stunde wurde sie in Vollnarkose gelegt und anschließend das Hüftgelenk in die Hüftpfanne "geschoben", als Fixierung wurde anschließend ein Fettweis-Gips angelegt. 

Unsere Tochter war nach der Operation noch sehr benommen und den ganzen Tag sehr müde. Wir standen nun vor ihrem Bett und sahen sie dort liegen, mit einem Gips, der so überdimensional an ihrem kleinen Körper wirkte (zu dem damaligen Zeitpunkt wog unsere Tochter 5.6kg und der Gips 2.1kg).  An diesen Anblick mussten wir uns erst einmal gewöhnen und ebenso war es nun ein ganz neues Gefühl, dass eigene Baby mit diesem schweren Gips auf dem Arm zu tragen.

Insgesamt hat unsere Tochter den Fettweiß-Gips für sieben Wochen getragen. Wir haben jede überstandene Woche auf dem Kalender abgehakt und der Gipsabnahme entgegengefiebert. Unsere Tochter hatte sich schnell an diesen neuen "Umstand" gewöhnt und war auch während dieser Phase die meiste Zeit gut gelaunt. Daher ist auch hier nochmal wichtig festzuhalten, dass sich das Leid oftmals im Kopf der Eltern abspielt, jedoch das Kind meist keine physischen Leiden erfährt.

Im Anschluss der Retention per Fett-Weißgips wurde die Behandlung mit dem Tragen einer Tübinger-Hüftschiene fortgesetzt. Für uns war es wichtig, das Tragen konsequent umsetzen. Wir wollten den Prozess nun strikt durchziehen, um eine bestmögliches Behandlungsergebnis zu erzielen. Das strikte Tragen der Schiene war natürlich alles andere als einfach. Unsere Tochter musste auch während dieser Zeit auf dem Rücken oder auf der Seite liegen (bis sie sitzen konnte). Gerne hätten wir unserer Tochter ermöglicht sich hin- und her zu rollen, welches mit der Hüftschiene allerdings  für sie nicht möglich war.

Wir sind oft an unser Limit gekommen, haben uns gefragt "Warum musste unserer Tochter so etwas passieren?" und haben vor jedem Kontrolltermin gehofft, dass sie nun endlich den erforderlichen Alpha Wert erreicht hat und sich die Hüfte insgesamt gut entwickelt hat. Insgesamt haben wir über 8 Monate auf diesen Termin mit dem erhofften Ergebnis "hingearbeitet". Mittlerweile ist unsere Tochter 11 Monate alt und hat vor wenigen Wochen mit dem Krabbeln begonnen und wir wissen jetzt schon, dass es für uns ein sehr emotionaler Moment sein wird, wenn sie ihre ersten Schritte laufen wird.